191

Herr Utz ist gewiß ein Dichter, der auf unsere Nation einen stärkern Einfluß hat, als es dem ersten Anblicke nach scheinen möchte. Zwar wird jetzt von manchen Dichtern in Journalen viel Lärmens gemacht, und manche affektiren zu verstehen zu geben, als ob Utz und die so wie Er dichten, veraltet wären. Der Unterschied bestehet wohl darinn, daß jene mehr gerühmt, und Utz, und die ihm ähnlich sind, mehr gelesen werden. Es ist mit Dichtern wie mit Kleidern. Es giebt Kleider, welche der Modefarbe und des Zuschnitts wegen allgemein Beyfall erhalten; aber dieser allgemeine Beifall währt kurze Zeit, und macht einem anderen allgemeinen Beyfall bald Raum, der eben so kurze Dauer hat. Einen Dichter wie Utz liebt man, wie der Priester von Wakefield seine Frau und sie ihr Hochzeitskleid liebte, not for a fine glossy surface, but for such qualities as would wear well. Dieses edlen Dichters Muse ist nicht eine Modeschönheit, welche in rauschenden Zirkeln, heftig und auf kurze Zeit gefällt, sondern eine sittsame Schöne, welche als Geliebte und noch mehr als Mutter geliebt wird.

Haec placuit semel, haec decies repetita placebit.

Die Modedichter führen immer die Nachwelt im Munde, welche ihrer und ihrer Freunde Flitterschönheiten, die trotz allem Anpreisen bey der jetzigen Welt wenig Sensation machen, ihrer Meinung nach erst recht erkennen wird. Aber der schlichte Verstand und der philosophische Geist bleibt

weiter