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ren von Nürnberg. Man hat mich versichert, daß jetzt diese Ausdrücke nicht gebraucht würden. Indessen geschehen, wenn das Geleit abgehet und wieder zurück kommt, von beiden Seiten sehr weitläuftige Pro- und Reprotestationes, welche sich damit endigen, daß die Herren von Nürnberg der Ausübung der Geleitsgerechtsamkeit nichts in den Weg legen, sondern vielmehr die Brandenburgischen Geleitshauptleute mit sich nach Nürnberg nehmen, ihnen einen derben Schmaus ausrichten, und ihnen beym Abschiede noch eine Anzahl Flaschen Wein verehren. Hierbey fallen keine Pro- und Reprotestationes vor; und ich wünsche von Herzen, daß alle Streitigkeiten der Nachbarn, besonders der Mindermächtigen mit den Mächtigern, auf diese Art könnten bey einem Glase Wein vergessen werden.

In Anspach ist ein Schauspielhaus, in welchem öfters reisende Truppen spielen.1

Die Hauptabsicht meiner Reise nach Anspach war, meinen vieljährigen würdigen Freund, Hrn. Utz persönlich kennen zu lernen, welches ich schon so lange gewünscht hatte. Ich eilte also zuerst zu diesem vortreflichen Manne, vortreflich durch seine unsterblichen Werke, durch seine mannigfaltigen Einsichten, und durch sein redliches Herz. Er ist unverheirathet, und bewohnt ein kleines Haus, worinn Genügsamkeit und Liebe zu den Musen mit ihm wohnen.

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1 S. Theaterjournal 118 und 198 Stück.