Euro

Zur Aussprache

Grundsätzlich ist vorauszuschicken, daß die einzelnen Sprachgemeinschaften bei der ersten Konfrontation mit dem Euro sich keine neue Lautung zu dem Wort überlegen mußten, sondern auf die Aussprache der seit langem in allen Sprachen integrierten Wortfamilie Euro(pa) zurückgreifen konnten. In keiner Sprache unterscheiden sich deshalb auch Euro und der Beginn der jeweiligen Form von Europa. Die Transkriptionen spiegeln die jeweilige normierte Standardlautung wieder. Eventuelle diatopische oder diastratische Varianten konnten im Rahmen dieser Studie nicht berücksichtigt werden.

Was den Vokalbereich vor dem r in Euro angeht, so sind sechs Aussprachetypen zu unterscheiden:

Zur Transkription des <r> ist anzumerken, daß eng interpretiert das API-Zeichen [r] ausschließlich für apiko-alveolaren Vibranten steht. Dieser ist jedoch nur in einem Teil der erfaßten Sprachen die Norm für den r-Laut, so im Griechischen, Italienischen, Portugiesischen und Spanischen.. In der Transkription des Dänischen, des Deutschen und des Französischen wurde die uvulare Spirans [] als Standardlautung angegeben. Sie ist eine freie Variante des anlautenden und intervoklaischen r im Deutschen. Eine strenge Normierung in bezug auf die korrekte Lautung des r gibt es im Deutschen nicht. Der Ausspracheduden schreibt hierzu:

Bei den ausgebildeten Berufssprechern des Rundfunks und Fernsehens sowie den Berufsschauspielern auf der Bühne überwiegt deutlich das Reibe-R []; doch findet man bei letzteren oft auch Zäpfchen-R [] (mehrschlägig), weniger oft ein- und mehrschlägiges Zungenspitzen-R [ r]. Für den Kunstgesang gilt mehrschlägiges Zungenspitzen-R [r] (gerolltes Zungenspitzen-R. Die Verwendung der verschiedenen [r]- Arten hängt auch von Inhalt, Stil und Sprechlage ab. Bei zunehmender Deutlichkeit und zunehmendem Nachdruck wird vermehrt Zäpfchen-R und Zungenspitzen-R mit steigender Zahl von Zäpfchen- bzw. Zungenspitzenschlägen verwendet.3

Im Großen Wörterbuch der deutschen Aussprache ist dazu vermerkt: "In der Standardaussprache dominiert (...) das Reibe-r, das Zäpfchen-r ist jedoch möglich, das Zungenspitzen-r wird sehr selten verwendet."4 Das gerollte apikale [r] gilt teilweise als regional markierte Variante. Im Französischen finden sich auch [], [] und [r] als freie Varianten des Phonems / r/, wobei die dritte Variante das wenigste Prestige aufweist. Das englische r ist meistens als postalveolarer Approximant [] realisiert. Außer in diatopisch auftretenden Varianten kann es allerdings auch als sog. Flap [] mit einmaligem Zungenschlag gesprochen werden (wie es beispielsweise die Queen tut).

Der auslautende Vokal wird in allen hier erfaßten Sprachen als Monophthong gesprochen, nur das Englische diphthongiert zu []. Auslautender langer o-Laut ist im Englischen generell nicht möglich, vgl. no [] etc. Dieser Diphthong kann auch in der amerikanischen Variante [] auftreten. Der Monophthong ist im Dänischen, Französischen und Deutschen ein geschlossener, im ItalienischenSpanischen, Tschechischen und Ukrainischen ein mehr oder weniger offener o-Laut, im Norwegischen gar ein [u]. In der portugiesischen Lautung ist zu differenzieren zwischen europäischer und brasilianischer Norm. Nach ersterer wird das auslautende /o/ offen als [], nach zweiterer geschlossen als [o] artikuliert. Das [a] des Isländischen entspricht dem <a> der Graphie. Das Russische hat an dieser Stelle ein Schwa-a .

Die Lautungen der Pluralformen unterscheiden sich von denen des Singulars lediglich dahingehend, daß sie gegebenenfalls Pluralendungen wiedergeben (s.u. "Zur Flexion"). Der Stamm bleibt unverändert. Viele Sprachen haben allerdings keinen Plural von Euro. Wird im Deutschen der Plural markiert, so ist das auslautende /S/ entsprechend den phonotaktischen Regeln des Deutschen (keine stimmhaften Konsonanten im Silbenauslaut) stimmlos als [s] realisiert. Das Spanische kennt nur den stimmlosen s-Laut, der sich von seinem deutschen Pendant allerdings darin unterscheiden kann, daß er häufig etwas weiter hinten im Mundraum gebildet, also postalveolar-präpalatal artikuliert wird. Dagegen herrscht im Englischen die Regel, daß auslautendes s nach Vokal (und nach stimmhaftem Konsonant) stimmhaft artikuliert wird: []. Das Portugiesische ordnet geschriebenem <s> im Auslaut den den stimmlosen palatalen Zischlaut [] zu: []. Das Französische markiert den Plural nur graphetisch, nicht phonetisch (s.u. "Zur Schreibung"). Entsprechungen in Schreibung und Lautung sind:

- im Lëtzebuergeschen <Euroen> []
- im Finnischen <Eurot> [']
- im Isländischen <evrur> []
- im Schwedischen <euron> []
- im Tschechischen <eura>

Alle Sprachen bis auf Französisch und Griechisch betonen die erste Silbe. Das Französische setzt den Akzent grundsätzlich ans Ende einer Sprecheinheit vor einer Pause, eines sog. mot phonétique. Nimmt man ein einzelnes Wort heraus, so ergibt sich demnach eine Betonung auf der letzten Silbe: []. In der Aussprache des griechischen [] hat sich die Betonung der Silbe des Ursprungswortes erhalten.



1 In Österreich besteht grundsätzlich die Neigung des Mittelbairischen zur Nukleussenkung ([] zu []). Diese greift aber bei Fremd- bzw. Lehnwörtern kaum, vgl. heute [], aber Europa [] würde man als nahezu abwertend empfinden.
2 vgl. W. v. Wartburg: Evolution et structure de la langue française. 10. Aufl. Bern 1971, S. 124
3 Duden. Aussprachewörterbuch. Wörterbuch der deutschen Standardaussprache. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Bearbeitet von Max Mangold in Zusammenarbeit mit der Dudenredaktion. Duden Band 6. Mannheim / Wien / Zürich 1990, S. 46
4 Großes Wörterbuch der deutschen Aussprache. Hg. von dem Kollektiv Eva-Maria Krech, Eduard Kurka, Helmut Stelzig, Eberhard Stock, Ursula Stötzer und Rudi Teske unter Mitwirkung von Kurt Jung-Alsen. Leipzig 1982, S. 54

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