Cent

Zur Aussprache

Vorauszuschicken ist, daß das Wort Cent bereits vor der Einführung des Euros bekannt war, und zwar als Bezeichnung für das Hundertstel des US-Dollars (sowie des Kanadischen und des Australischen Dollars und des Niederländischen Gulden). So gab es schon eine (amerikanisch-englische) Vorbildschreibung und -aussprache: <cent> []. Eine weitere Orientierung ist ebenso wie im Falle von Euro auch für Cent an der Graphie festzustellen. Die sprachspezifischen GPK-Regeln greifen auch hier. Bereits im anlautenden Konsonant läßt sich das beobachten: Einem geschriebenen <c> vor folgendem hellen Vokal (e, i) entspricht:

Allerdings hat eine private Umfrage im Kollegen- und Bekanntenkreis des Autors ergeben, daß sich unter den Sprechern des Deutschen (noch?) keine einheitliche lautliche Realisierung des des <c> durchgesetzt hat. Es scheint im Augenblick eine ungefähre Verteilung von 1/3 für [] und 2/3 für [] mit Frikativ nach englischem bzw. - genauer - amerikanischem Vorbild im Sprachgebrauch feststellbar zu sein. Die bereits existierende Bezeichnung Cent in der Währung der Vereinigten Staaten hat ja gewissermaßen bei der Namensgebung Pate gestanden. Deutsche Sprecher haben seit Jahrhunderten ein großes Loyalitätsverhältnis gegenüber den Regeln der Gebersprachen von Lehnwörtern. Man versucht, die fremde Lautung möglichst originalgetreu nachzuahmen, und nimmt hierbei in Kauf, daß das GPK-Regelsystem komplexer wird.


Als Stammvokal begegnen eigentlich nur nach dem Öffnungsgrad zu differenzierende e-Varianten. Das Portugiesische allerdings spricht den aus <e> und dem Nasalkonsonanten <n> bestehenden Digraph <en> als nasaliertes e ([]). Im Französischen geht man ebenso von einem Digraphen <en> aus, der Nasalvokal ist aber zu [] gesenkt. Die geschriebene Endung wird nicht gesprochen, so daß es zur Ausspracheform [] kommt. Somit stimmen cent 'Hundertstel des Euros' und cent 'hundert' schriftlich und lautlich vollkommen überein, sind also homonym. Wenigstens die Homophonie zu vermeiden, ist wohl ein Grund für den Gebrauch der Aussprachealternative [], die dem Englischen entspricht. Welche der Varianten sich durchsetzen wird, ist noch nicht abzusehen. Denkbar ist auch ein "Sieg" der morphologisch nahe verwandten Form centime, der aktuellen Bezeichnung für den hundertsten Teil eines franc2. Der Nasalkonsonant in dem isländischen Wort sent wird stimmlos als [] artikuliert.



1 Die skandinavischen Sprachen kennen die alveolare Affrikate [] im Anlaut nicht, im Schwedischen und Dänischen entspricht <c> in lateinischen Lehnwörtern generell [s], vgl. <centrum>, <citat>; [k] wird stets als <k> geschrieben, vgl. <cirkus>, <cirkel>. Anders in Lehnwörtern aus dem Französischen und Englischen, z.B. <clementin>, <collier>, <clip>, cockpit>. Im Norwegischen gilt eine ähnliche Regel, nur wird bei häufig gebrauchten Lehnwörtern auch schon <s> geschrieben, z.B. <sentrum>, <sitat>, <sirkus>, <sirkel>, aber <cerebral>, <cesium>, <cesium>, <cesur>. (Diese Information verdanke ich Frau Viola Lensch M.A., Nordische Philologie.)
2 s. "Cent. Zu Etymologie und Wortbildung"

zum nächsten Abschnitt: "Cent: Flexion"